Folgenden Blogbeitrag durfte ich für kinderthur.ch verfassen. Viel Spass beim Lesen!
Spätestensns, seit die britische Herzogin Kate ihre Kinder mithilfe von Hypnobirthing zur Welt brachte, ist diese Methode mehr und mehr in aller Munde. Aber warum ist eine mentale Vorbereitung auf die Geburt überhaupt notwendig? Was steckt wirklich dahinter? Und gibt es Gründe, sich gegen Hypnobirthing zu entscheiden?
Stelle 100 Frauen die Frage, wie sie ihre Geburt erlebt haben, und du erhältst 100 unterschiedliche Antworten. Das Spektrum reicht von «Es war das schlimmste Ereignis meines Lebens» zu «Es war das schönste Ereignis meines Lebens» und allen Nuancen dazwischen. Aber warum ist das so? Warum bewerten manche Frauen eine nach aussen hin perfekt wirkende Geburt – kurz, ohne Interventionen, vaginal, bei der Mutter und Kind wohlauf sind – als furchtbar? Während andere eine für andere traumatisch wirkende Geburt – mit tagelangen Wehen, Verlegungen, Geburtsstillstand, Notkaiserschnitt – in guter Erinnerung behalten? Die Antwort liegt in unserer inneren Einstellung zur Geburt. Und genau hier setzt Hypnobirthing an: es zielt darauf ab, unsere innere Einstellung positiv zu verändern.
Was dahinter steckt
Atemtechniken, die Rolle deines Geburtsbegleiters, Techniken für während und nach deiner Geburt, und vor allem: die mentale Vorbereitung auf deine Geburt stehen im Zentrum vom Hypnobirthing. Die vorherrschende Vorstellung von Geburt, geprägt von Bildern schreiender, sich krümmender Frauen in dramatisierten Hollywood-Szenarien, trägt nicht gerade zu einer positiven Erwartungshaltung bei. Dass das keine gute Grundvoraussetzung für ein positives Geburtserlebnis ist, liegt auf der Hand. Mit Hypnobirthing lernst du Techniken, die auf Hypnose basieren, um bei dir auf jeder Ebene des Seins eine positive Grundhaltung gegenüber der Geburt zu verankern. Dies öffnet den Raum für unzählige Möglichkeiten – und ja: Eine dieser Möglichkeiten kann eine schmerzfreie Geburt sein.
Was dagegen spricht
Es gibt auch Stimmen, die sich kritisch zum Hypnobirthing äussern. Der Hauptkritikpunkt ist hier meistens, dass ein zu intensives Bestehen auf einer natürlichen Geburt der Medizin im Wege stehen könnte, wenn ihr Eingreifen erforderlich wird. Dieser Einwand ist durchaus berechtigt. Doch genau hier setzt die häufig verwendete Geburtsaffirmation «Ich bin offen für jede Wende, die meine Geburt nehmen mag», an. Denn: Worauf es letzlich wirklich ankommt, ist nicht, ob du eine vaginale Geburt ohne medizinische Interventionen hattest.
Viel wichtiger ist: Wie gehst du im Moment der Geburt mit deinen Ängsten um? Fühlst du dich machtlos und ausgeliefert oder triffst du auf deine grösste innere Stärke, lässt sie Teil deines Körpers werden und gibst dich ihr hin? Vertraust du in diesem Moment auch auf die Unterstützung der Medizin, falls sie nötig ist? Worauf es wirklich ankommt, ist das Gefühl, das deine Geburtserfahrung langfristig in dir hinterlässt. Und dafür lohnt es sich, das Steuer selbst in die Hand zu nehmen und die bestmöglichen Grundvoraussetzungen für eine natürliche, sanfte, liebevolle Geburt zu schaffen.
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